Montag, 18. Mai 2009

Bärenjagd

Warum ich so wenig über Schach berichte? Ganz einfach, ich befasse mich schlicht nicht damit, weder spiele ich, noch arbeite ich an meinem (mittlerweile gänzlich verkümmerten?) Spiel. Klar, die aktuelle Schachpresse verfolge ich wieder, aber mehr aus Gewohnheit, denn haltloser Begeisterung ... Dort findet man nicht nur Abschlusstabellen, Theoriediskussionen und Analysen. (Seltene) Perlen, wie den sehr persönlichen Turnierbericht von Wassili Jemelin, der über die kürzlich beendete Europameisterschaft reflektiert, lohnen den Kauf des bedruckten Papiers allemal:

"Einst fuhr ich mit meinem alten Lada durch die Stadt. Ein Junge stand als Anhalter am Straßenrand und ich nahm ihn mit. Er sprach mit einem merkwürdig bekannten Akzent und erklärte auf meine Frage hin, dass er aus Serbien komme. Als wir sein Ziel erreicht hatten, lehnte ich den traditionellen Obulus mit der Begründung 'ich habe sieben Monate in Bosnien verbracht, ich kann kein Geld von einem Serben nehmen' ab. Erraten Sie, was er daraufhin anbot? 'Dann gehen wir zusammen einen Kaffee trinken!' Er trommelte umgehend einige seiner serbischen Freunde zusammen, wir trinken Kaffee und diskutierten die Wirrungen des Schicksals. Und, ja, wahrscheinlich taten wir dies, statt zu arbeiten.

Diese Geschichte muss auf Leute aus dem Westen befremdlich wirken, schätze ich. Ah, Sie fragen, ob sie auch für die russische Mentalität typisch ist? Nein! Wir werfen unsere Kinden den wilden Hunden vor, auf das die stärksten überleben, und Bären patroullieren auf unseren Straßen in den kalten und dunklen Nächten."


Keine Chance auf ein Überleben hatte der schwarze König meines Gegners bei meiner letzten Teilnahme an den Deutschen Amateurmeisterschaften (was mittlerweile zwei Jahre her ist). Nach turbulenter Eröffnung erlegte ich 'den Bären' mittels 1. Lxf7+ Kxf7 2. Sg5+ Kg8 3. Txf8+ Kxf8 4. Dd8# was mir ein ästhetisches Wohlgefühl und viel Anerkennung von den Kiebitzen einbrachte.

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