Samstag, 4. April 2009

Erkenntnis ist eine Frage der Reihenfolge ...

... es ist jetzt etwas über zwei Winter her, dass ich zum ersten Mal mit Poker in Berührung kam. Es war die Zeit in der die Gehwege und Straßen verdeckt waren, durch bunten Schnee von Birken-, Eichen und Ahornlaub. Ich verbrachte ein Wochenende bei einem Schachturnier, genauer geschrieben einer Vorrunde der Deutschen Amateurmeisterschaften, zusammen mit meinem sportbegeisterten Mitstreiter. Während man tagsüber an den Brettern brütet oder in den Pausen Smalltalk betreibt, liegen die Hotelnächte meist brach. Die meisten analysieren oder bereiten sich auf den Gegner vor, wenige sind an der zugegebenermaßen zumeist faden Hotel-Bar zu finden und mein Zimmergenosse zappte durch die diversen Sportkanäle. Ich selbst vertiefte mich in Dostojewski, schließlich begann das Turnier mit einem Waterloo (und war zu dem Zeitpunkt nicht mehr zu retten), da ich die ersten beiden Runden unnötig - aber letztlich verdient! - verlor und ein Freilos zugesprochen bekam, quasi die Höchststrafe! Irgendwann schaute ich von meinen Zeilen auf und sah auf der Matschscheibe nicht den Disput zwischen Nastassja Filippowna, Rogoshin und Fürst Myschkin ausgetragen, sondern zu meiner Verwunderung zwei groß eingeblendete Karten (Normalerweise war immer Snooker oder Fußball am Flimmern.).


Nach einigen Minuten stummen Zu- oder besser gesagt Dreinschauens, habe ich mir den Ablauf erläutern lassen und musste unweigerlich an Backgammon denken, für das ich eine große Leidenschaft hege. Es gab kein Aha-Erlebnis, die klassische Literatur wusste für den Rest des Abends weitaus intensiver zu fesseln. Ein paar Wochen später war das Laub gegen richtigen Schnee ausgetauscht und via Google - der Mutter aller Antworten?! - gelang es mir rasch eine Onlineplattform zum Spielen ausfindig zu machen. Natürlich Spielgeld, natürlich als Überquerer eines Ozeans, ich fischte, aber nicht im Trüben! Irgendwann entdeckte ich die Möglichkeit um Echtgeld zu spielen, das man nicht einmal selbst investiert haben musste, aber auch hier floss alles in steter Ruhe den Bach herunter.
Einen Winter später entdeckte ich eine Insel, nicht einsam, sehr belebt, aber für mich noch ohne erkennbare Gesellschaftsnorm: Fixed Limit und kurze Zeit darauf das Shorthanded-Spiel, was mich aufgrund der Aktion sofort in seinen Bann zog! Ein Frühjahr voller Wirbelstürme konnte ich entlang der Wellen auf und niederhüpfen (die Einsätze waren fix, aber das Limit kannte keine Grenzen!), bevor sich im Sommer die ersten größeren Erfolge einstellten, überraschenderweise in den großen Multitableturnieren, so u.a. in einem Qualifier für die World Series Of Poker! (Das Ticket habe ich nicht eingelöst, sondern zwischenzeitlich als Budget für mein (Schach)-Buchprojekt zurückgelegt. Der Rest diente als Kapitalgrundstock [Ich hebe den Hut, Herr Engels!] für meine weitere Reise über den grünen Filz.) Glück oder Zufall oder doch eine Frage der Reihenfolge?! Ich weiß es (noch) nicht, doch möchte ich Euch, die Leser dieses 'Tagebuchs', mitnehmen auf meine Fahrt zwischen Odds und Outs, kopfüber in die Draws! Die Tage des Winters, der gezeichnet war vom großen Loch und von der Suche nach Kraft und Motivation, sind gezählt: für Mögliches ~ schließlich ist bald die Zeit neuen ‚bunten Schnees‘ überall ...

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