Montag, 2. Mai 2011

Reise-Rück//blick

Ich konzentriere mich beim Blick aus der Scheibe das dahinterliegende wahrzunehmen, um nicht von meinem Spiegelbild abgelenkt zu werden. Ich versuche mich an das Rattern der Züge der Kindheit zu erinnern. Nichts zu hören, als würden die Räder über den Gleisen gleiten. Während ich durch Mitteldeutschland fahre lerne ich die 'Eltern' der regionalen Fussballvereine anhand von platten Schmierereien auf jeglichen Plattformen kennen. Züge fahren im Gegensatz zum Auto auf der Rückseite der Welt. Wiesen, kleine Ortschaften und die Hofseiten von Gewerbeflächen bestimmen das Bild. Die blankgeputzten Betriebe sind in der Nähe der Gleise manchmal Bruchbuden oder eine Ansammlung von Ablagehaufen, aber den Verfall sieht man nur von der Bahnseite aus. Nichts verschafft einem einen ehrlicheren Einblick in ein Land als der Blick aus dem Zugfenster. Ich sehe Gärten, Geräteschuppen und Unterhosen auf der Wäscheleine hängen. Ich sehe den Raps, das zukünftige Korn für unser Brot und gemauerte Grillöfen. Die Weidetiere entlang der Bahnlinie werden immer weniger, weil Menschen die Kredite von der Bank, aber keinen Geschmack haben ihre weißen und grauen Häuser in die Landschaft geklatscht haben. Ein Hund rennt für wenige Augenblicke das blecherne Getier anbellend entgegen. Ich ermüde und sehe erstarrten Marmor mit Staub bedeckt gelangweilt zum Himmel zeigen.