Dienstag, 24. Januar 2012

cucucu²

Es ist Sonntagabend und die spärlichen Straßenlichter rauschen an meinen Augen vorbei. Es ist gut möglich, dass diese gar nichts dergleichen vollziehen und nur der Gedankenwust in meinem Kopf dieses Gefühl erzeugt. Es ist auch denkbar, dass die (er)drückende Hitze diese Form der Wahrnehmung unterstreicht. Überall Haut, trockene Schwüle, Fetzen von südamerikanischer Rapmusik! Ein Mädchen tritt selbstbewußt mit einer großen Umhängetasche auf die Straße, die die Aufschrift MIAMI in unübersehbaren Buchstaben trägt, was aber nur die Tasche noch größer erscheinen lässt und der Trägerin kein Selbstbewußtschein spendet. Mitten auf der Kreuzung steht ein Feuerschlucker, der seine Darbietung während der (kurzen) Rotphase hinrotzt. Die Luft suhlt sich in den tiefen Blicken derer, die ihre Seele hergeben, nur um Irgendetwas zu erhalten. Hunger, animalische Gelüste, dazwischen absurd wirkender Reichtum und grenzenlose Anbiederung bestimmen die Szenarie. Das Leben ist eben keine Orange! Ein Abhängiger kommt aus den farvelas geklettert und hockt sich wenige Meter bevor ich auf seiner Höhe bin an den Straßenrand, zieht seine Hose herunter und scheißt hemmungslos an den Wegesrand. Rüdes, würdeloses Verhalten ist insbesondere in den hoffnungslosen Ecken an der Tagesordnung. Ich erinnere mich an die Morgenstunden einer Novembernacht, wo ich von einem Abhang in das dreckige Arschloch der Armut blicke. Als ich meinen Empfindungen freien Lauf lasse und mich auf den Rand des Abgrundes setze, werden die nicht weit entfernt stehenden Polizisten nervös und kommen mit ihren Gewehren auf mich zu. Ich schaue Ihnen entgegen, bleibe sitzen und kotze wenig später den Abgrund hinunter. Die Sterne sagen dazu nichts. Die Haut in der ich wohne ist gekennzeichnet von Abschürfungen und gelblich-braunen Jodrückständen, um Infektionen zu verhindern. Ich bin gekommen, um zu bleiben und ich werde gehen, weil ich bleibe.