Donnerstag, 13. Januar 2011

Viele bunte Farben

Eine Fahrt mit der Straßenbahn bringt immer eine gewisse Erregung mit sich. Meist treffe ich kurz nach der Abfahrt der vorigen Bahn ein und warte dann unnötig lang an der Haltestelle, um meine Umwelt aufzusaugen. Auf dem Weg dahin eilte ich durch einen Kegel von Menschen. Früher bin ich beim Warten unruhig hin- und hergetappelt, heute vermeide ich das Abschreiten der Fugenritzen im Gehweg und vollziehe dies höchstens mit meinen Augen. Glücklicherweise fahren die Bahnen im Zehn-Minuten-Takt. Am Augustusplatz hält eine mir wohlbekannte Person kurze Zeit Schritt mit der Bahn. Während ich sie durch das Fenster beobachte, fühle ich mich in Schwingung versetzt. Sie wirkt angespannt. Ich spüre deutlich, dass nicht nur die uns in dem Moment trennende Scheibe distanziert sein lässt. Am Bahnhof leert sich der Bauch der dreiteiligen Bahnschlange fast komplett. Ebenso hat sich der Bauch einer Studentin an der Haltestelle Jahnallee wenige Momente vor dem Eintreffen entleert. Unsere Blicke kreuzen sich kurz und signalisieren beidseitig Hilflosigkeit. Ihre wohl aufgrund der vornübergebeugten Haltung mit Blick auf das Erbrochene. Es regnet leicht und auf der Rückfahrt hat sich dieses bereits größtenteils unkenntlich auf dem Pflaster verteilt. Die Elster ist am Wehr gestiegen, aber noch unter der Kontrolle ihres Beckens, sodass der Clara-Park nicht zur Badewanne umgestaltet wird. Weiter ruckelt der Neoliner zielgerade meinem Ausstieg entgegen. Heute ist kein Markt in Lindenau, was das Zentrum dieses Ortsteils immer etwas trostlos erscheinen lässt. Ich verlasse das Gefährt und bin gewappnet für die kommenden Stunden.