Freitag, 31. Juli 2009

Rotationsstufen

Es mag einen zuversichtlich stimmen, dass man vor neuen Begegnungen normalerweise vertraute Abläufe zu bewältigen hat, so zum Beispiel das Verlassen der Wohnung, der durch unzähliges Zelebrieren automatisierte Abstieg des Treppenhauses mit dem Absuchen bekannter Löcher in Wand und Boden. Schlüsselgerassel beim Gang durch den Keller und das Öffnen der notwendigen Türen, bevor man - in scheinbarer Freiheit - auf dem Bürgersteig das Rad besteigt und zum Zielort gedankenverloren zusteuert. Ich mag es nicht sonderlich zu suchen, noch viel weniger mich durchzufragen und so irre ich zumeist etwas hilflos vor dem Objekt des Besuches umher und ärgere mich ein wenig, dass ich den Lageplan nicht genauer studiert habe. Ich sehe eine Ansammlung scheinbar gleicher Schilder - nur die Buchstabenreihenfolge ist wie beim Aufwerfen eines Mikadospieles durcheinander geraten und dient durch die neue Anordnung zur Orientierung. Natürlich nur für den Lesenden, beziehungsweise für den, der das Lesbare auch interpretieren kann. Leichter Groll steigt empor, wenn ich mir vorstelle, dass ich in Zukunft möglicherweise wieder durch die selten struktierten Gebäude der Alma Mater irren soll. Eine Reihe Studenten begegnet mir auf meinem Weg. Ich mag ihre Ausstrahlung nicht! Endlich am teuflischen Ziel angekommen betrete ich einen Hausflur, der die Beleuchtung einer Schachtanlage aufweist. Die Eingangstür verbaut und nur per Klingel zum Summen und bei entsprechender Ziehbewegung zur Öffnung zu animieren. Auf der Fotogalerie, die sich gleich rechts an der Wand befindet suche ich meine Zielperson aus und steuere durch die Gänge, bis ich gezwungen bin doch jemand zu fragen, der mich führt. Was mir beim kurzen Gang auf die Dachterasse begegnet ist ein leicht nervöser, schlechtgekleideter Mensch - oder soll ich typisch studentisch gekleidet schreiben -, der aufgrund seiner schlechten Zähne wie ein Aussteiger wirkt. Das folgende Gespräch flirtet mit dem Charakter der Zwanglosigkeit. Wir bleiben in loser Verbindung und verabreden ein weiteres, diesmal aktives Aufeinandertreffen in vierzehn Tagen. Beim Verlassen des Hauses ist der Weg zum Fahrrad gekennzeichnet von erster Vertrautheit, schließlich habe ich vor einer Stunde meine nicht sichtbaren Fusstapfen in den Boden getreten. Die Fahrt nach Hause manifestiert dieses Empfinden, wohl weil es nicht durch Suchen geprägt ist.